eine Koproduktion des fringe ensemble mit Theater Bonn

Regie Frank Heuel
Bühne, Kostüme, Video Annika Ley
Mit Manuel Klein, Andreas Meidinger, Laila Nielsen, Julia Philippi, Sören Wunderlich, Oleg Zhukov
Musik Ömer Sarıgedik
Dramaturgie Claudia Grönemeyer, Jan Pfannenstiel

Premiere
19. Dezember 2019, Werkstattbühne, Theater Bonn

Weitere Vorstellungen fanden ebenfalls auf der Werkstattbühnen statt. Im Mai 2020 sollte das Ensemble zu Gastspielen nach Burkina Faso reisen.
Aufgrund der Corona-Situation konnte dies nicht realisiert werden. Das Team arbeitete an einer Fassung. Erfahren Sie hier, wie das Projekt trotz der Corona-Einschränkungen in Burkina Faso gezeigt werden konnte.

„Gold ist ein Kind des Zeus; weder Motten noch Rost verzehren es, aber der Geist des Menschen wird von diesem kostbarsten Stoff verzehrt.“ Dieses hellsichtige Statement stammt von dem griechischen Dichter Pindar aus dem 5. Jahrhundert vor der Zeitenwende. In Kulturen auf der ganzen Erde ist Gold Bestandteil von Schöpfungsgeschichten, Mythen und Märchen. Nachdem es vor Urzeiten durch einen Zusammenprall von Sternen buchstäblich auf unseren Planeten geregnet ist, übt es bis heute eine magische Faszination auf uns Menschen aus: Das unvergängliche Gold, das sich dem Kreislauf von Werden, Sein und Vergehen entzieht, Goldräusche und Kriege auslöst, gefälscht und imitiert wird. Und wenn wir es schaffen, es ans Tageslicht zu befördern, bringen wir es oftmals schnellstmöglich erneut unter die Erde, in die großen Tresore der Banken. Sein Besitz verspricht einerseits Sicherheit in unsicheren Zeiten, Macht und Einfluss. Auf der anderen Seite provoziert es Gier, Geiz und Neid, denn es ist begrenzt und kann nicht künstlich hergestellt werden. Gold ist durch seine besonderen Eigenschaften zum globalen Multiplayer geworden, spielte und spielt einflussreiche Rollen in Wirtschaft, Gesellschaft, Kunst, Religion, Wissenschaft und Politik.

Im Theater Bonn entwickelt Frank Heuel mit Mitgliedern seines fringe ensemble ein Stück über dieses geschichtsträchtige wie dramataugliche Edelmetall. Es ist der zweite Teil eines Projektes, das von der Kulturstiftung des Bundes im Fonds Doppelpass finanziert wird, mit dem Ziel, Kräfte von freien Ensembles in Kooperationen mit städtischen Theatern zu stärken.

Der Doppelpass wird in diesem Fall zwischen Burkina Faso und Bonn gespielt: Vor einem Jahr hat das fringe ensemble mit Kolleginnen und Kollegen des Espace Culturel Gambidi in Ouagadougou das Stück „Brillante Saleté – Glänzender Dreck“ erarbeitet, das im Sommer auch in Bonn zu sehen war. In dessen Zentrum stand der handwerkliche Abbau von Gold in den wilden Minen und dessen dramatische Folgen für das Land und die Menschen. Dort also zeigte es eines der ärmsten Länder der Welt und die Hoffnung vieler Menschen, auf der Suche nach dem wertvollsten Bodenschatz des Landes die eigene Existenz zu verbessern, während sie gleichzeitig ihr Leben und ihre Zukunft aufs Spiel setzen. Hier gerät das Gold in die westliche Wohlstandsgesellschaft eines Landes, in der viele im Horten, Anlegen und Verschieben von Gold ihr Kapital zu mehren, zumindest aber zu sichern versuchen. Der glänzende Bodenschatz existiert bei uns allenfalls als Flußgold, und tatsächlich kann man Goldwäscher am Rhein finden. Mancher Rheinländer träumt vielleicht sogar noch vom Fund des Nibelungenschatzes. Hauptsächlich findet der Gold-Deal aber an Börsen und bei professionellen Goldhändlern statt.

Für Lieber Gold im Mund als Porzellan im Safe wird Frank Heuel nicht Stroh zu Gold, aber Fäden zu einem Gold-Stück spinnen, das Verbindungen zwischen der Vergangenheit der Entdecker und Alchimisten und ersten Goldsucher zur Gegenwart der Händler und Sammler schafft und den Bogen in eine Zukunft spannt, in der alle Goldressourcen erschöpft sein werden.

© Thilo Beu