Wonderland is everywhere

A production of the fringe ensemble in collaboration with phoenix5

Texts by Ivo Briedis, Kaśka Bryla, Ceren Ercan, Lothar Kittstein (live writing), Anthony Kibsa Ouédraogo and Lewis Carroll

With Andreas Meidinger, Bettina Marugg, Julia Goldberg, Philip Schlomm and special guest Harald Redmer
Director: Frank Heuel
Stage, costumes, video: Annika Ley
Musical direction Helmut Buntjer
Sounds Andreas Meidinger
Assistant Director Lutz Ackermann
Internship Katharina Krämer

Production Management Svenja Pauka
Public Relations Claudia Grönemeyer

Performance dates

Theater im Ballsaal, Bonn
Fri 19 January 2024, 8 pm
Sat 20 January 2024, 8 pm
Sun 21 January 2024, 6 pm

Tickets

The fringe ensemble takes the next step with its “Wunderland”, which was created in the spring and acclaimed by the audience. Alice from the story “Alice in Wonderland” by Lewis Carroll, on which the project is based, experiences a world in which, from one moment to the next, nothing is as it was before: logic, values, perception, even the meaning of words is no longer reliable. That sounds like something we experience every day in today’s post-factual age.

This is the occasion and inspiration for the “Wunderland” authors from a total of 5 countries to write new texts for us, to open a door into their world that has gone off the rails.

What remains for the theater, which always wants to be a mirror of the world, if the understanding of the world as a tangible reality is increasingly dissolving? The answer is obvious – the commitment in the play, in the relationship with the audience, the value of the spoken, imagined word. We make the illusion as such, the play as such, clear and create an understanding of reality together with the audience.

So, like Alice, we let ourselves fall down the rabbit hole – headfirst into a perhaps irritating, perhaps grotesque, perhaps playful contemplation of a world turned upside down – until we ask ourselves, in the words of the Hatter: “Have I lost my mind?” And we might be reassured by Alice’s words: “I’m afraid so. You’re out of your mind. But I’ll tell you something: that’s what makes the best.”

Let’s laugh together!

Kritiken

„Wunderland ist überall" im Pumpenhaus

Ein Cocktail ohne Barmixer

Von Helmut Jasny, Westfälische Nachrichten, 23. September 2023

Das Pumpenhaus ist zwar kein Kaninchenbau, aber in eine Art Wunderland gerät das Publikum trotzdem, wenn es Alice in den Theatersaal folgt, wo das Fringe Ensemble eine veritable Teetafel aufgebaut hat. Man nimmt an langen Tischen Platz - auf Drehstühlen praktischerweise, denn die Bühnenbauten (Annika Ley) sind rund um den Raum verteilt. Was verhandelt wird, ist zwar kein Kinderspiel, erscheint aber mitunter nicht weniger absurd als bei Lewis Carroll, von dessen Alice im Wunderland sich Regisseur Frank Heuel hat inspirieren lassen. Für Wunderland ist überall haben fünf Autoren aus fünf Ländern zur Feder gegriffen. Mit allen hat das Bonner Ensemble früher schon zusammengearbeitet, wer dessen Arbeiten verfolgt hat, wird Handschriften erkennen. Beispielsweise die von Kibsa Anthony Ouédraogo aus Burkina Faso, der ein Kind davon erzählen lässt, wie es in seiner Heimat unter katastrophalen Bedingungen Rohstoffe abbaut, um in Europa für Wohlstand und Wachstum zu sorgen. Kaśka Bryla schildert anhand einer Bahnfahrt von Polen nach Deutschland die Unterschiede zwischen beiden Ländern, wobei die Reisenden nicht nur über Spargelstechen diskutieren, sondern auch über die Möglichkeit, Geschlecht und Nationalität zu wechseln. Lothar Kittstein lässt zwei Polizisten auftreten, die am Hamburger Bahnhof Streife gehen und sich dabei über den Zustand der Gesellschaft und ihre eigene Befindlichkeit auslassen. Ivo Briedis aus Lettland thematisiert die Ereignisse der letzten Jahre und verquirlt Corona, Impfen, Krieg in der Ukraine und noch so manches andere zu einem Cocktail, dem irgendwann der Barmixer abhandenkommt. Ceren Ercan aus Istanbul nimmt sich den Zirkus und dessen schwindende Popularität vor, was sich auf Kunst allgemein und andere nicht profitorientierte Unternehmungen übertragen lässt. Auf die Bühne gebracht wird das Ganze von Julia Goldberg, Bettina Marugg. Andreas Meidinger, Harald Redmer und Philip Schlomm alles erfahrene Fringe-Schauspieler und hier auch wieder bestens in Form, wenn sie singen, spielen, flugs die Rollen wechseln oder aus denselben fallen, Texte in Echtzeit umsetzen und zwischendurch auch noch das Publikum bewirten. Eine originelle und trotz aller Ernsthaftigkeit auch erfrischend unterhaltsame Adaption von Carrolls Kinderbuchklassiker.

„Wunderland Ist überall"

Im Zirkus des hellen Wahnsinns

Elisabeth Einecke-Klövekorn, General-Anzeiger Bonn, 12. September 2023

Zum Finale seiner Expedition in Alices verkehrte Spiegelwelt hat das fringe ensemble am Freitag und Samstag sein Wunderland im Theater im Ballsaal geöffnet. Inspiriert von Lewis Carrolls weltbekannten Romanen haben wieder fünf Autoren aus verschiedenen Ländern Texte formuliert zum Zustand einer aus den Fugen geratenen Welt. Wobei man dem Bonner Autor Lothar Kittstein direkt beim Live-Schreiben zuschauen kann. Um Regen geht es da und um die Gefährdung des Planeten Erde. „Life's not fair" und „My life is a Misery" singt das Ensemble zwar mit trotziger Melancholie, aber nach der im April begonnenen Performance-Trilogie „Miststück Meuterei, Missetat, Mord" in der Regie von Frank Heuel folgte nun das Satyrspiel „Wunderland ist überall" mit einem clownesken Blick auf unsere Wirklichkeit. Mit bunten Perücken, schrägen Kostümen und mal auch mit rotnasigen transparenten Masken (fantastische Ausstattung und Videos: Annika Ley) spielen die fünf Performer energisch an gegen die täglichen Unsinns-Erfahrungen. Kibsa Anthony Quédraogo aus Burkina Faso schickt sie mit seinem Text „Der Seiltänzer" auf eine Reise durch die Wüste, Ivo Briedis aus Lettland spinnt ihnen ein raffiniert-doppelbödiges Sprachnetz. Ungemein witzig ist die bizarre Bahnreise zwischen Polen und Deutschland zum „Spargelstechen“ von Kaska Bryla (Wien/Warschau) mit dem Schauspieler-Trio Julia Goldberg, Philip Schlomm und Andreas Meidinger. Ein Kunststück liefert Bettina Marugg als „Magierin" zum Text von der Dramatikerin Ceren Ercan (Türkei): ein hinreißend grotesker Kampf mit einem Zeltgestänge, das sich allen Aufbauversuchen widersetzt. Philip Schlomm glänzt mit Carrolls berühmtem Nonsense-Gedicht „Jabberwocky" aus „Alice hinter den Spiegeln", das er live in der deutschen Übersetzung vorträgt, synchron zum auf seiner Schulter platzierten Monitor mit der englischen Originalversion, Harald Redmer aus Münster sorgt als Special Guest für erfrischende Kaltgetränke im Zirkus des hellen Wahnsinns. Nach knapp eindreiviertel Stunden lebhafter Premierenapplaus im ausverkauften Ballsaal.

Programmzettel

Programmzettel_Wunderland ist überall

Supported by: Ministry of Culture and Sciences of the State of North Rhine-Westphalia, Federal City of Bonn, Cultural Office of the City of Münster, Goethe Institute.

Photo: Tanja Evers